Fear and Loathing in La Costa de la Muerte: Von A Coruna nach Porto

„Wir können hier nicht anhalten, das ist Orca-Land.“ Dieser Satz ging mir seit Abfahrt in A Coruna wie ein Ohrwurm durch den Kopf, denn jetzt waren wir da. Im Orca-Land und an der Costa del Muerte obendrein. Schön war das nicht. Dachte ich mir und so war ich froh, dass Einigkeit drin bestand, möglichst schnell nach Porto / Portugal zu kommen.

Das Kap Finisterre umrundeten wir dann jedoch mit stetigem Gegenwind, keine Chance die Segel vernünftig zu setzen, wollte man nicht weit hinaus kreuzen – was wir nicht wollten. So motorten wir etwas schwerfällig vor uns hin, bis sich dann auch noch eine Gegenwelle etablierte und wir mit Motor nicht mehr gegen ankamen. Anne und Adam hissten also die Segel und kreuzten durch die Nacht. Ich habe geschlafen.

Die Bootsbewegungen waren sehr unangenehm und als ich morgens aufgewacht worden bin, um meinen Wachdienst anzutreten, hatte ich Brechreiz. Eine Schwangerschaft war auszuschließen. War etwa eine Seekrankheit im Anmarsch? Das konnte, nein, das durfte nicht sein! Zu präsent waren die Erinnerungen an unseren ersten Tag auf der Nordsee, als es uns bei Windstärke 7 und 4 Meter hohen Wellen allesamt umgenietet hat und wir elendigst, beraubt von jeglicher Willenskraft, amöbengleich in den verschiedenen Ecken des Bootes lagerten. Außer Adam, aber das ist eine andere Geschichte und soll hier nicht weiter vertieft werden.
Ich habe mich also zusammen gerissen, eine Reisetablette eingeworfen und reichlich vom köstlichen Bohneneintopf gefrühstückt, den Anne wunderbarerweise gerade fertig gekocht hatte. Zuvor hatte Adam todesmutig auf dem Vorschiff die Gasflasche gewechselt. Bei wogender See, stampfendem Boot und Dunkelheit eine wahre Heldentat! Er hätte das entspannend gefunden, sagte er. Gleichermaßen verwundert und dankbar löffelte ich nach dieser Informationmeine Schüssel leer und mit jedem Löffel fühlte ich mich besser und war wieder gänzlich hergestellt, als sich dann auch die See wieder beruhigte.

Nachmittags dann ein bizarres Wolkenkino: Wolken krochenüber die Berge, ergossen sich in die Küste, flossen ins Meer, bauschten sich am Horizont, betupften den Himmel, malten ihn bunt an, lachsfarbend, lavendel, hellblau, wie durch Milchglas.

Kurz vor Porto haben wir dann – klonk! – in der Dunkelheit eine Fischerboje gerammt, die aus dem Nichts auftauchte. Adam: „Das muss das Boot abkönnen.“ 

Wir kamen – wiedermal mitten in der Nacht – im Hafen vonPorto an.

Fazit: Wir haben weder angehalten, noch die berühmten Orcasgesehen und gestorben sind wir auch nicht. Ätsch, Costa de la Muerte… .